Nicht noch eine Kolumne.
Wandel ich zwischen meinen Terminen zuhause umher, machen mich meine vollgestopften Bücherregale nervös; das Bild der Bananenkartons mit ausrangierten Exemplaren im Keller beschert mir beim Gedanken an einen möglichen Umzug zudem nachts Herzstolpern. Flüchte ich auf die Straßen, mahnen mich überquellende öffentliche Bücherschränke vor Neuanschaffungen. Tablets und E-Book-Reader verschleiern die gewichtige Last, die wir an literarischer Kost mit uns herumschleppen, komprimieren sie zu einer Nullgrammnummer, in der nun zumindest eine harmonische Widerspiegelung der häufigen Inhaltsleere angedeutet wird.
Früher hieß es oft: „Die Kinder lesen nicht mehr.“. Dieser Satz lässt mich heute grübeln. Wo ich hinschaue, wird gelesen. Und geschrieben. Vielleicht ist es eher das große WAS. Ich traue mich kaum noch, im Netz Artikel zu lesen. Nicht wegen des Posts selbst, sondern wegen meiner Neugierde, die Kommentare darunter zu überfliegen. Im Schwarz-Weiß-Denken wird jeder zum Autoren. Um früher Schwarz auf Weiß zu erscheinen, musste ich am gnadenlosen Cerberus des Lektoren vorbei. Viel zu aufwändig für schnelle Meinungsäußerung. Für den militanten Frührentner gab es da höchstens noch den Leserbrief an das Lokalblatt; dieser ging jedoch so schnell unter, dass hier die Zeitverzögerung zum Nachdenken anregte.
Nun finden Gedanken in Echtzeit den Weg in die Welt und ich frage mich, warum ich als Kind gerne Gedanken lesen wollte. Wenn dies tatsächlich die Ehrlichkeit der Menschen darstellt, favorisiere ich die Lüge.
Jeder schreibt Blogs, Antworten, Glossen, Kommentare und Kolumnen…ungefragt, ob es jemand lesen möchte.
Und nun also auch ich. Pfui. Als ob ich nicht schon genug zu lesen, zu antworten, zu schreiben und teilweise sogar zu denken hätte.
Lese ich nicht, beschwert sich mein Umfeld, ich würde nicht antworten. Antworte ich, so schreibe ich viel zu spät zurück. Schreibe ich, hat sich das meiste schon erledigt.
Und nun? Nun soll ich also schreiben, regelmäßig. Über etwas, das die gewogenen Leser hier interessieren könnte. So lange bis keiner mehr liest und ich gegen einen Link zu einem Tangovideo des letzten Festivalito de la Trallala in Bad Sonstwo ausgetauscht werde.
Bohemio ist ein neues Portal und der Vagabundo, der nicht mehr so neu ist, wie er es gerne wäre, gibt hier also ab sofort wöchentlich seinen Senf hinzu. Nun, wer weiß, vielleicht passt es ja. Schließlich war einmal die Übersetzung des Bohemio im Deutschen „Dichtervagabund“.
Hm, ich werde es probieren…
Obwohl…Wenn ich es mir recht überlege: Das obere reicht doch eigentlich. Das war tatsächlich einfach. Die Überschrift heißt ja auch Nullnummer. Und überhaupt. So habe ich nun also immer inhaltlich eine Woche Vorsprung und das Eigentliche, das erzähle ich beim nächsten Mal.
Bleiben Sie mir gewogen
Der Vagabundo
PS: Sollte Sie das vorangegangene gelangweilt haben, hier als Alternative ein Link zu Babyelephanten, die sich auf Menschen setzen.